Naturschützer laufen Sturm


Von Frank Linke
6.06.2007  © Südkurier

Als klimapolitischen GAU - "größter anzunehmender Unfug" - bezeichnet der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV) die Absicht der Gemeinde Todtmoos, am "Hochkopf" eine Skiröhre zu bauen. Das Vorhaben sei weder aus ökologischer, noch aus landschaftlicher und nicht einmal aus wirtschaftlicher Sicht vertretbar. Der Landesnaturschutzverbund Baden-Württemberg kritisiert den in Todtmoos ins Auge gefassten Bau einer 650 Meter langen und 30 Meter breiten Skihalle.

"Aprilscherz" und "Energie fressendes und Landschaft zerstörendes Wahnsinnssprojekt", tituliert der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg (LNV) die in Todtmoos geplante Skihalle weiter.

Für den LNV-Vorsitzenden Reiner Ehret zeige der jüngste Gemeinderatsbeschluss, dass manche Kommunen immer noch nicht in der Lage seien, ihrer Verantwortung für die Zukunft gerecht zu werden: "Die Klimadiskussion rund um den Heiligendamm-Gipfel scheint noch nicht bis zu den Höhen des Schwarzwalds vorgedrungen zu sein." Man wisse aus ähnlichen Projekten, dass der Betrieb einer solchen riesigen Halle eine Unmenge an Energie verschwendet. Damit würden auf einen Schlag die Bemühungen einer großen Zahl jener Bürger zunichte gemacht, die in letzter Zeit zugunsten des Klimaschutzes investiert oder ihre Lebensweise umgestellt hätten. Auch die Tatsache, dass sich am Hochkopf zahlreiche Schutzgebiete von Europäischem Rang befinden, scheint laut Ehret für die Schwarzwaldgemeinde kein Hinderungsgrund zu sein, dort einem 30-Millionen-Projekt zuzustimmen.

Der LNV warnt in seiner Presseerklärung weiter, dass durch das Bauwerk und die notwendigen Infrastruktureinrichtungen wie neuer Parkflächen massive Eingriffe in den Naturhaushalt drohen. Zudem beraube der technischen Baukörper die Landschaft ihrer Attraktivität und die Zunahme des Kraftfahrzeugverkehrs führe zu einem sprunghaften Anstieg von Lärm und Gestank. Demnach werde sich die Luft- und Lebensqualität des Erholungsortes drastisch verschlechtern. "Wirtschaftlichen Nutzen aus einer solchen Großanlage ziehen hauptsächlich die Betreiber selbst - zu Lasten der Einwohner und der bestehenden Betriebe", erläuterte Ehret. Er verwies dabei auf die Tatsache, dass solche Hallen immer auch einen großen gastronomischen Betrieb hätten, ohne den bisher keine Skihalle existieren könne, die Gaststätten und Hotels am Ort aber leer ausgingen.

Der LNV ist sich sicher, dass all dies zu einem starken Rückgang der Zahl jener Urlauber führen würde, die sich nach Ruhe und intakter Natur sehnen. Todtmoos werde deshalb unterm Strich ein wirtschaftlicher Schaden entstehen. Steigende Energiepreise würden zudem - so die Prognose des LNV - schon bald weit mehr als die in den Raum gestellten 300 täglichen Besucher erfordern. Dann sei zu befürchten, dass die Betreiber schon sehr bald mittellos in "ihre" Röhre schauen, die im Pleitefall als riesiges Denkmal verfehlter Planung der Gemeinde anheim falle.

Es sei - so Reiner Ehret - absurd, wenn Kommunen - völlig unbeeindruckt von den weltweiten Bemühungen um den Klimaschutz solche Energie fressende und Landschaft zerstörende Wahnsinnsprojekte planten. Der LNV-Chef abschließend: "Ich wünsche den Bürgern von Todtmoos - vor allem aber dem Bürgermeister und seinen Gemeinderäten - den Grad an Verantwortungsgefühl, der im Zeichen des Klimawandels von allen Menschen erwartet wird und ich wünsche ihnen auch, dass sie nicht den falschen Versprechungen von Geschäftemachern auf den Leim gehen." Er hoffe auch, dass spätestens, wenn die tatsächlichen Maße des geplanten Skizirkus bekannt würden, die Bürger von Todtmoos für ein schnelles Begräbnis dieser Planung sorgen werden.