Todtmoos will mit der Röhre bei den Ersten sein




Skihallenprojekt am Hochkopf bringt Naturschützer in Rage

Von Ute Köhler 09.06.2007   © Stuttgarter Zeitung

Auf Schnee im Schwarzwald kann man sich nicht mehr verlassen, das dürfte der vergangene Winter auch dem letzten Zweifler klar gemacht haben. Die Gemeinde Todtmoos will mit einem Großprojekt auf den Klimawandel reagieren: Schnee drinnen statt Schnee draußen.

Es ist noch kein halbes Jahr her, dass der Todtmooser Tourismusdirektor Henning Tatje Zuversicht verbreitet hat. In Todtmoos sei längst "Service wichtiger als das Wetter" sagte er damals und warb mit Wellness, Wandern und Kuscheln statt Skifahren.

Damit hat er offenbar nicht für alle gesprochen. Tatsächlich möchte der Skiclub der 2000-Einwohner-Gemeinde am Hochkopf eine 650 Meter lange und 35 Meter breite Halle errichten: Ski total. Kritiker nennen das Projekt "pervers"; im Gemeinderat aber ist das 30 Millionen Euro teure Vorhaben soeben mit nur zwei Gegenstimmen (beide von Freien Wählern) per Grundsatzbeschluss auf den Weg gebracht worden.

Die überwiegende Stimmung unter den Räten formuliert die CDU: "Wenn wir das nicht machen, machen es andere", warnte Christdemokrat Joachim Kaiser vor der Abstimmung. Nicht nur das machte Eindruck bei den nervös gewordenen Schwarzwäldern: Auch die Versicherung der Skiclubabgesandten, sie hätten bereits mit Naturschutzverbänden und Behörden Gespräche geführt und "die vorgebrachten Überlegungspunkte abgearbeitet", dürfte die Gemeinderäte freundlich gestimmt haben.

Beides scheint allerdings nicht ganz der Wahrheit zu entsprechen. Im Freiburger Regierungspräsidium jedenfalls legt man Wert auf die Feststellung, in Sachen Skiröhre seien bisher nur "lose Gespräche" geführt worden, "nichts, was etwas anschieben würde". Das verwundert nicht. Schließlich ist es noch nicht lange her, dass der Regierungspräsident in Sasbachwalden vorschnell eine Skihalle genehmigt hat, die die Landesregierung wenig später als nicht akzeptabel bezeichnet hat. Solches könnte in Todtmoos nicht passieren, glauben allerdings die dortigen Skifunktionäre. Denn ihre Halle solle nicht kastenförmig werden wie die in Sasbachwalden, sondern sich als Röhre der Landschaft anpassen.

Den Vorsitzenden des Landesnaturschutzverbandes, Reiner Ehret, hat dieser beruhigende Einwurf nicht davor bewahrt, aus der Haut zu fahren. Denn anders als vom Skiröhrenförderer Sepp Zimmermann suggeriert, haben die Todtmooser vor dem Grundsatzbeschluss des Gemeinderats ihr Projekt nicht den Umweltverbänden vorgestellt, sondern lediglich der Bergwacht und dem Deutschen Skiverband. Und anders als offenbar diese beiden kann Ehret dem Vorhaben nichts Positives abgewinnen.

Im Gegenteil: für ihn ist die Skiröhre am Hochkopf "weder aus ökologischer noch aus landschaftlicher und nicht einmal aus wirtschaftlicher Sicht vertretbar" und letztlich nichts anderes als ein "verspäteter Aprilscherz". Hallen wie die, die der Todtmooser Skiclub da gerne errichten würde, stehen für ihn "in Ballungszentren, und da gehören sie auch hin". Noch ist nichts wirklich entschieden. "Wir haben erst mal einen Grundsatzbeschluss gefasst", betont Bürgermeister Herbert Kiefer, der auch mit Ja gestimmt hat.

Kiefer rechnet damit, dass noch "etliche Gutachten" erstellt werden müssen, bevor klar ist, ob das Großprojekt der Umwelt an diesem sensiblen Standort wirklich zuzumuten ist: "Sonnenkollektoren könnten da günstig sein", sagt der Bürgermeister, der sich allerdings noch genau daran erinnert, wer die Todtmooser überhaupt erst auf die Röhrenidee gebracht hat. "Das war der Regierungspräsident beim 100-Jahr-Jubiläum des Skiclubs."



Anmerkung:
Es trifft nicht zu, dass sich der Regierungspräsident für eine Skihalle in Todtmoos ausgesprochen hat! T.W.