Längste Skihalle der Welt geplant


Von Hans Christof Wagner
16.06.2007   © Basler Zeitung

Der Schwarzwaldort will mit Kunstschnee Klimawandel trotzen

Da auf Schnee im Schwarzwald kein Verlass mehr ist, will Todtmoos für 45 Millionen Franken eine Skihalle bauen lassen. Das Parlament der Gemeinde hat zugestimmt. Umweltverbände aber sind dagegen.

650 Meter lang, 35 Meter breit und durchschnittlich 18 Meter hoch soll die Skihalle am Hochkopf werden, dem 1263 Meter hohen Hausberg von Todtmoos. Die Idee stammt vom örtlichen Skiclub. Der Vorstand verhandelt angeblich schon mit Investoren, die die Kosten komplett übernehmen sollen.

Der Gemeinderat von Todtmoos, das Parlament, liess sich davon beeindrucken, dass die finanzschwachen Gemeinden des Südschwarzwaldes nichts zum Projekt zuschiessen müssen. Er stimmte bei nur zwei Gegenstimmen zu. Bürgermeister Herbert Kiefer sieht darin eine "Chance, die es verdient, weiterverfolgt zu werden". CDU-Gemeinderat Joachim Kaiser sagte vor der Abstimmung: "Wenn wir das nicht machen, machen es andere."

Röhrenförmig. Sasbachwalden im Nordschwarzwald hat es vor Jahren schon einmal versucht. Das Regierungspräsidium Freiburg war dafür, das baden-württembergische Wirtschaftsministerium aber versagte nach anhaltendem Widerstand vor Ort seine Zustimmung, vor allem aus optischen Gründen.

In Todtmoos soll das nicht passieren. Statt einer rechteckigen Halle soll eine Indoor-Piste entstehen, die sich röhrenförmig den Berghang hinunterschlängelt. Sie würde sich so, sagen die Verfechter, gut in die Landschaft einfügen und wäre kaum sichtbar. Die Energie für den Antrieb der Schneekanonen und die Kühlung der Halle könnten Solarzellen liefern. Landschaftsschutzgebiete seien nicht betroffen, und auch die Verkehrsbelastung halte sich in Grenzen.

Kritik. Dennoch übt der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg harsche Kritik und bezeichnet die Pläne als «klimapolitischen GAU», als «Grösster Anzunehmenden Unfug». Für den Verband ist die Halle «weder aus ökologischer noch aus landschaftlicher und nicht einmal aus wirtschaftlicher Sicht vertretbar».

Erhielte das Projekt in den geplanten Dimensionen grünes Licht, würde es die Skihalle in Bottrop (Ruhrgebiet) übertreffen, die mit 640 Meter Pistenlänge derzeit die längste der Welt ist. Es wäre zudem die erste in einem traditionellen Skigebiet.