Gaudi im Kühlschrank


Von Gregor Preiss 23.06.2007   © Stuttgarter Nachrichten

Mit einer Skihalle soll die Wirtschaftskraft nach Todtmoos zurückkehren

Weil im vergangenen Winter in Todtmoos nicht viel los war, versucht der örtliche Skiclub der Klimaerwärmung mit einer Skihalle zu begegnen.

Die einen stellen den sich abzeichnenden Temperaturanstieg trotzig in Abrede, andere basteln schon an "alternativen Wintersportkonzepten". Die Gemeinde Todtmoos tut das Eine, ohne das andere zu lassen - und will eine Skihalle bauen. 650 Meter lang, 35 Meter breit und durchschnittlich 18 Meter hoch soll das Skicenter am 1263 Meter hoch gelegenen Hochkopf werden. Der Gemeinde soll es touristisch wie wirtschaftlich ganz neue Perspektiven eröffnen.

"Jugendliche haben dann endlich wieder die Chance, in ihrer Heimat eine vernünftige Stelle zu bekommen", argumentiert Sepp Zimmermann, Zweiter Vorsitzender des örtlichen Skiclubs. Seit Jahren dümple der Ort vor sich hin: Keine Ausbildungsplätze, immer weniger Touristen, jetzt klagt auch noch die Gastronomie. Zimmermann: "Todtmoos blutet aus." Mit Hilfe von Investoren will der Skiclub die 30 Millionen Euro teure Halle ganzjährig betreiben, die 40 bis 60 Arbeitsplätze für Skilehrer, Techniker und im Management bieten soll. Als Skiclub sieht man sich nicht zuletzt sportlich in der Verantwortung: Früher habe man Sprungschanzen und Lifte gebaut, jetzt eben eine Skihalle, meint Zimmermann.

Mit der man gestalterisch völlig neue Wege gehen will. Kein Klotz am Hang soll es werden, sondern eine "ergonomisch an die Landschaft angepasste Röhre". Eine verglaste Seitenwand soll den Skifahrern freien Blick auf die umliegenden Schwarzwaldhänge bieten. Bei gutem Wetter kann die Flanke wie bei einem Wintergarten geöffnet werden. Durch den Einsatz erneuerbarer Energien und modernster Beschneiungstechniken weist das Planungsbüro der Halle eine positive Ökobilanz aus.

Mit Bergwacht und Deutschem Skiverband wurden die Pläne abgestimmt. Nicht so mit Umweltverbänden. Die schäumen vor Wut. Der Landesnaturschutzverband spricht von einem "riesigen Kühlschrank in der Landschaft", einem "Energiefresser" und von einem "hoffentlich verspäteten Aprilscherz". Das ist es aber definitiv nicht. Der Gemeinderat des 2000-Seelen-Fleckens hat sich des Themas bereits angenommen - und per Grundsatzbeschluss positiv beschieden. "Wenn es wirtschaftlich darstellbar ist und sich mit unserem touristischen Leitgedanken verträgt, stehen wir dem Projekt aufgeschlossen gegenüber", meint Bürgermeister Herbert Kiefer. Wenn wir es nicht machen, machen es andere, lautet die Meinung in der dominanten CDU-Fraktion.

Über das Projekt zu entscheiden haben sie freilich nicht. Dafür ist der Regionalverband Hochrhein-Bodensee zuständig, oder das Regierungspräsidium Freiburg. Beide Behörden wollten sich im derzeitigen Planungsstadium nicht äußern - man darf aber davon ausgehen, dass sie sich einem seriösen Investor nicht in den Weg stellen werden. So war es zumindest vor Jahren, als Sasbachwalden ähnlich Pläne hegte.

Diese wurden letztlich von Anwohnern und Umweltschützern zunichte gemacht. In Todtmoos erachtet der Skiclub-Vorsitzende die Opposition aber für zu schwach auf der Brust: "Außer Polemik kommt da nichts." Überhaupt sei die Stimmung grundsätzlich positiv, meint Zimmermann, der sich schon als Retter von Todtmoos sieht: "Wir werden von allen Seiten beglückwünscht."