Kalte Dusche für die Skihalle


Von Jürgen Wellisch 23.06.2007   © Südkurier

Der aus Todtmoos stammende Burkhart Kaiser 57, arbeitet in seiner Freizeit als Skilehrer in der Skihalle in Bottrop und kennt die Ski halle in Neuss. Deshalb spricht sich der Kripobeamte aus Kempen mit Nachdruck gegen die geplante Skihalle am Todtmooser Hochkopf aus. Wie vergangene Woche berichtet, hat sich auch das Landratsamt tendenziell gegen die Todtmooser Snow-World 365 entschieden. Der Gemeinderat hat der Skihalle mit 9:2 zugestimmt.

Todtmoos/Bottrop - Burkhart Kaiser, der nach eigenen Angaben kein Gegner von Skihallen ist, weiß, wovon er spricht: Seit zweieinhalb Jahren arbeitet der leidenschaftliche Skifahrer als Skilehrer in der Skihalle in Bottrop am Niederrhein nahe der holländischen Grenze. Grundsätzlich darf laut Burkhart Kaiser beim Bau einer Skihalle keine Natur zerstört werden.

Das ist bei den beiden Anlagen, die er kennt, nicht der Fall. Die Skihalle in Neuss beispielsweise steht auf einer inzwischen begrünten Mülldeponie. Der Standort der Skihalle Bottrop, wo Kaiser seine Kurse gibt, ist eine ehemalige Zeche. Kaiser: "Da war nichts kaputt zu machen." Am Todtmooser Hochkopf dagegen werde eine riesige Fläche zerstört.

Wo soll das alles hin in Todtmoos, und wie kommen so viele Leute nach Todtmoos?

Vor allem aber die mangelnde Wirtschaftlichkeit in Todtmoos werde dieses Projekt zum Scheitern bringen, erklärte Kaiser. Zwei Punkte zählt der Skilehrer auf:

Das Umfeld: Todtmoos mangelt es an einem ausreichenden Umfeld. Die Besiedlung sei viel zu dünn, so Kaiser. Zum Vergleich: 50 Kilometer rund um I Bottrop wohnen fünf Millionen Menschen, im Falle Neuss sind es zwei Millionen, zusätzlich ist die holländische Grenze nah.

Die Anbindung: Die Verkehrsanbindung von Todtmoos sei extrem schlecht. Kaiser: "Wer fährt denn für zwei Stunden Skifahren von Basel oder Straßburg nach Todtmoos?" Vor allem kann laut Kaiser eine Skihalle allein nicht existieren. Die Einrichtung in Bottrop verfüge über eine Eventgastronomie mit 3.000 Plätzen und einem umfangreichen Sport- und Freizeitangebot wie Fußballplätze, ein Klettergarten und eine Mountainbike-Strecke. Dieses Angebot sei nötig, "um die Leute im Sommer zu ziehen".

Zuvor sei der Skistar Marc Ghiradelli mit dem Betrieb der Skihalle allein und einer kleinen gehobenen Gastronomie gescheitert. Kaiser: "Das müsste alles noch dazu kommen. Wo soll das alles hin in Todtmoos, und wie kommen so viele Leute nach Todtmoos?" Zum Vergleich: Die Skihalle Neuss hat einen eigenen Autobahnanschluss, die Anlage in. Bottrop liegt nur sechs Kilometer von der Autobahn entfernt.

Burkhart Kaiser rät seiner früheren Heimatgemeinde, ein vernünftiges Tourismuskonzept für den Sommer und für den Winter zu entwickeln und auf die Skihalle zu verzichten. Kaiser glaubt, dass nicht einmal die Todtmooser Handwerker von dem Projekt profitieren: "Kein normaler Betrieb kann so eine Kapazität leisten." Burkhart Kaiser: "Die Todtmooser sehen alles durch die rosarote Brille."